In der Studie wurde untersucht, wie sich höhere Kosten für die Patienten auf den Beginn der vom Arzt empfohlenen Therapie auswirkten. Demnach beginnen Patienten, die mehr für ihre Medikamente zuzahlen müssen, im Schnitt später mit der Behandlung (Archives of Internal Medicine 2009, Band 169: Seite 740). So nahmen bei einer Verdopplung der Zuzahlung 25 Prozent weniger Patienten mit Bluthochdruck innerhalb eines Jahres nach der Krankheitsdiagnose die erforderlichen Arzneien ein. Bei Patienten mit zu hohen Cholesterin-Werten sank die Zahl um rund zehn Prozent, bei Diabetes-Patienten um sechs Prozent.
Offenbar scheuen insbesondere die Patienten hohe Kosten, die noch keine Erfahrung mit Medikamentenverordnungen haben: Im Schnitt dauerte es zwischen 28 und 47 Monaten nach der Diagnose, bis die Patienten ihre verschriebenen Medikamente einnahmen. Bei einer Verdopplung der Zuzahlung dauerte es bis zu 35 Prozent länger, bis die Patienten nach der Diagnose mit der Therapie begannen.
Steigende Gesundheitskosten trotz Eigenleistung
Diese Zahlen aus den USA bestätigen die Sorge vieler Ärzte in Deutschland, dass hohe Medikamentenkosten die Behandlung chronisch kranker Patienten gefährden. „Gerade bei Patienten mit chronischen Erkrankungen erleben wir es immer häufiger, dass die Patienten sich nicht an die verordnete Therapie halten. Manche nehmen ihre Medikamente gar nicht ein oder verringern eigenmächtig die Dosierung, andere wiederum brechen die Behandlung ohne Rücksprache mit ihrem Arzt ab", beklagt Dr. Wolfgang Wesiack, Präsident des BDI. Neben den Kosten seien auch die Angst vor Nebenwirkungen und Zweifel an der Wirksamkeit Ursachen für die mangelhafte Einnahme von Medikamenten.
Nicht nur die Gesundheit der Patienten ist bedroht, wenn diese hohe Zuzahlungen leisten müssen - auch für die Gesellschaft kann es teuer werden. „Zuzahlungen sollen zwar die Arzneimittelkosten senken und das Gesundheitswesen finanziell entlasten. Es ist aber fraglich, ob diese Maßnahme auch langfristig den gewünschten Erfolg hat. Denn die Folgekosten, die entstehen, wenn Patienten ihre Medikamente spät oder gar nicht einnehmen, können um ein Vielfaches höher liegen als die eingesparten Ausgaben für Arzneimittel. Zuzahlungen sind also kontraproduktiv, wenn sie dazu führen, dass sich Menschen mit lebensbedrohlichen Erkrankungen ihre Arzneien nicht mehr leisten können", warnt Dr. Wesiack.
Quelle: Internisten im Netz